»Im Herzen der Hollerdau« nennt Kooperator Johann Schmid seine Chronik des Marktes und der Pfarrei Au. Auf S. 63 schreibt er: »In der Bistumsmatrikel von 1433 ist zum ersten male von einem Kooperator die Rede. Daraus kann man schließen, dass damals schon die Filialkirchen Osseltshausen und Rudertshausen bestanden haben muss. Für diese Zeit spricht auch unsere Kirche selbst »eine mittelalterliche Anlage, die Barock umgestaltet und 1892 nach Westen erweitert wurde« (Die Kunstdenkmäler von Bayern, München 1928) | ||
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Tatsächlich kann auch heute noch am Gemäuer festgestellt werden, dass unsere Kirche einmal mit Spitzbögenfenster und einem Spitzbogengewölbe ausgestattet gewesen sein muss. Diese Tatsache verweist ebenso auf das frühe 15. Jahrhundert, wie ein klappbares Altarbild, auf dem der hl. Georg abgebildet ist. Wir vermuten deshalb, dass die Osseltshausener Kirche zunächst eine spätgotische St. Georgs Kirche war, bevor sie nach dem 30-jährigen Krieg (also nach 1648) ein barockes Gewand bekam. Das wertvolle Altarbild musste einem (für damalige Zeiten) modernen Hochaltar weichen. Noch ein Wort zum Altar: in der Nähe der Reliquien befindet sich ein Hohlraum. Wenn früher jemand einer besonderen körperlichen oder seelischen Heilung bedurfte, kroch er dort hinein, um den heiligen Reliquien besonders nahe zu sein (solche Altäre heißen aus diesem Grunde auch Schlupfaltäre). Dieser Hohlraum ist heute durch eine Verzierung verdeckt und wird leider von den Osseltshausenern nicht mehr in Anspruch genommen. Kooperator Schmidt beschreibt an mehreren Stellen seines Buches die seelsorgliche Betreuung der Filialkirche: „Für Kirchweih dieser Kirche wird gefeiert am zweiten Sonntag (secunda domenica) nach Michaeli …“ (er bezieht sich hier auf ein Dokument aus dem Jahre 1669) Weiter schreib er: „In dieser Kirche hält der Kooperator an den laufenden Sonntagen ... Gottesdienste … am dritten Sonntag tut er das in Rudertshausen. Über diese Regelung der Gottesdienste ...»in den Filialdörfern Osseltshausen und Rudertshausen gab es, wie auch später sehr häufig, schon im Jahre 1595 Streitigkeiten« (Schmid S. 58). Welcher Art diese Streitigkeiten gewesen sein müssen verschweigt uns Schmid! Die erwachsenen Osseltshausener und Rudertshausener können sich jedoch alle daran erinnern, dass man sich nie darüber einig war, in welcher der beiden Ortschaften nun Gottesdienst gefeiert werden sollte. Dieser Streit legte sich im Übrigen ganz von selbst, als die Pfarrei Au keinen Kooperator mehr bewilligt bekam. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die »Gsellpriester«, so wurden früher die Kooperatoren genannt, auf die Abgaben der Bauern angewiesen waren, da sie sonst keinerlei Bezahlung erhielten »und zwar gab seit dem Jahr 1624 ein dortiger Bauer drei, ein halber Bauer zwei, ein Söldner eine Gsellengarbe (d. h. für den Gsellpriester)« (Schmid S. 156). Diese Abgaben führten häufig zu Streitigkeiten zwischen den Filialisten (also den Osseltshausenern und Rudertshausenern) und dem Pfarramt in Au, Schmid schreibt dazu: »Schon 1624 gab es wieder einen Streit mit den Filialisten, ebenso 1646, in welcher ,Zeit infolge des Schwedenkrieges die Einkünfte eines Pfarrers bedeutend geschmälert wurden, so dass er keinen Kooperator halten konnte. «Vieles gäbe es noch zu berichten über die Gsellpriester, wir können leider nicht darauf eingehen. Trotzdem möchten wir einen ganz besonders hervorheben, nämlich Benefiziat Zimmermann mit der erstaunlichen Körpergröße von 2,24 m. Mit Zimmermann wurde Osseltshausen 1925 eine selbständige Expositur. Später waren bei uns noch die Pfarrherren Freymüller, Bauer, Wagner und Stern tätig, fast ausschließlich Ruhestandspriester. Aus unserem Dorf gingen 3 Priester hervor, ca. 1856 Josef Geyer (vom Maurergütl), 1934 Alois Faltermeier und 1950 Johan n Merkl. |
Den schulischen Verhältnissen hat Kooperator Schmid ein eigenes Kapitel gewidmet. Wir können daraus auch Aufschluss auf die entsprechenden Verhältnisse in Osseltshausen bekommen. »Die Volksschule im Mittelalter war die Pfarrschule, daher können wir nicht mir Unrecht sagen: solange Au eine Pfarrei ist, besteht daselbst eine Schule.« | ||
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Weiter schreibt er: »Zum Schulsprengel Au gehören von alters die Gemeinden Au mit Sünzhausen, dann Osseltshausen mit Rudertshausen und Stockberg...«Wir schließen deshalb daraus, dass unsere Kinder schon im 13. Jahrhundert nach Au zum Pfarrer in die Schule gingen (im Übrigen bildete der Pfarrer auch den Lehrer aus).Schon 1857 wurde unseren Kindern mit dem Bau einer eigenen Schule der beschwerliche Schulweg erleichtert. Auch die Kinder von Rudertshausen, Reith, Stockberg und (seit 1877) von Giglhof konnten nun bei uns zur Schule gehen. Der Dorflehrer prägte seit jeher die kulturelle Komponent unseres Dorflebens. Seitdem im Jahr 1966 unsere Schule aufgelöst und in Au integriert ist, fehlt uns der Lehrer. Als wir 1976 im Zuge der Gemeindegebietsreform auch noch unsere eigene Gemeindeverwaltung preisgeben mussten, blieben eigentlich nur noch die Vereine übrig, die dem kulturellen und sozialen Zusammenleben unserer Dorfgemeinschaft noch Halt verleihen. |